Bürgerinitiative
Lannesdorf und Mehlem erleben!
Arbeitspapier zu den
Beschlussvorlagen
230524 und 240779
Vorwort
Die Beschlussvorlage 230524 [2] der Stadt Bonn strebt an den städtischen Straßenbaumbestand im Sinne des vorgelegten Stadtbaumkonzepts weiterzuentwickeln. Das vorliegende Arbeitspapier fasst die Grundlage zusammen und ordnet dann die Situation auf Basis eines Bewertungschemas ein. Die vorgeschlagenen Maßnahmen werden dann kurz beschrieben und kommentiert. Schließlich wird ein Alternativkonzept vorgeschlagen.
Zusammenfassung Zwischenbericht „STADTBAUMKONZEPT – Straßenbäume“
Der Zwischenbericht „STADTBAUMKONZEPT – Straßenbäume“ der Stadt Bonn basiert auf einer Analyse der DANIELZIK • LEUCHTER + PARTNER Landschaftsarchitekten mbB [1]. Dieser Bericht beschreibt die Lage der einzelnen Stadtteile in Bonn anhand einer Reihe von Bewertungsfaktoren [1, S. 30], um zu analysieren, inwieweit einzelne Stadtteile Bonns defizitäre Merkmale aufweisen.
Dieser Bericht beschreibt die Lage der Stadtteils Lannesdorf als allgemein defizitär bezogen auf die Faktoren
Konkret für den Stadtteil Lannesdorf schließt dieser im Vergleich zum Bonner Mittel wie folgt ab:
Tabelle 1: Zusammenfassung der Bewertungsfaktoren für defizitäre Stadtteile für den Stadtteil Lannesdorf
Der Zwischenbericht [1] bewertet die einzelnen Stadtteile daran, ob die jeweiligen Bewertungsfaktoren oberhalb oder unterhalb des Durchschnitts liegen, liegt ein Bewertungsfaktor oberhalb des Durchschnitts so erhält der jeweilige Stadtteil einen Punkt. Die Summe der Punkte beschreibt nachfolgendem Schema die Lage des Stadtteils:
Einordnung durch die Bürgerinitiative
Basierend auf Tabelle 1 berechnen wir entgegen des angeführten Bewertungsschema einen Defizitgrad mit folgender Gleichung:
Mit dieser Gleichung lassen sich Defizite in Bezug auf den Bonner Durchschnitt bewerten. Liegt der Defizitgrad bei 0%, so liegt keine Abweichung vom Durchschnitt vor: Liegt dieser jedoch darüber so liegt ein Defizit vor. Ein Defizit von 100% entspricht dem Doppelten des Mittelwertes (Bsp. liegt die Arbeitslosenquote bei einem Mittelwert von 7%, so entspräche ein Defizitgrad von 100% einer Arbeitslosenquote von 14%. Ein Defizitgrad von 200% entspräche einer Arbeitslosenquote von 21%).
Damit lässt sich die Lage des Stadtteils Lannesdorf, wie in Tabelle 2 zusammengefasst, einordnen.
Tabelle 2: Zusammenfassung der Bewertungsfaktoren für defizitäre Stadtteile für den Stadtteil Lannesdorf inkl. Berechnung des Defizitgrades
Aus Tabelle 2 lässt sich ablesen, dass bezogen auf den Bonner Durchschnitt besonders die sozialen Komponenten (Arbeitslosigkeit), als auch die klimatischen Lasträume sowohl am Tage als auch in der Nacht als besonders defizitär einzuschätzen sind (64,3 % bis 91,8 % über dem Durchschnitt). Die Besiedelungsfläche ist mit 18,3 % über dem Durchschnitt, die Bevölkerungsdichte liegt jedoch mit -10,4 % unter dem Durchschnitt. Baumlose Straßen liegen mit lediglich + 0,08 % über dem Durchschnitt im bezirksmäßigen Mittel.
Konkrete geplante Umsetzung
Die Beschlussvorlage 240779 [3] beschreibt die Schaffung von 29 neuen Baumstandorten im Stadtteil Lannesdorf in den Straßen
Die Beschlussvorlage [3] führt an, dass 29 weitere Bäume folgend der Klimakartendarstellung nach Mutabor eine „nennenswerte Abkühlung der Umgebungstemperatur“ [3] zufolge haben. Da aufgrund der einzuhaltenden Richtlinien sowohl der fließende Verkehr ebenso wie die Fußwege an vielen Stellen keine Möglichkeiten bieten Bäume zu setzen, schlägt die Beschlussvorlage die Nutzung der Flächen des ruhenden Verkehrs vor [3]. Dabei sollen von rund 136 PKW-Stellplätzen 29 Plätze entfallen [3] (1 Baum = 1 PKW-Stellplatz), nicht berücksichtigend die effektive Größe verbleibender Parkbuchten zwischen den Bäumen. Dies entspricht einer Reduktion von öffentlichen PKW-Stellplätzen um mindestens 21% [3].
Die geplanten Plätze für aufzustellende Bäume sind den Abbildungen 1, 2 und 3 zu entnehmen.
Abbildung 1: Geplante Baumstandorte – Antoniterstraße [3, Anhang S.1]
Abbildung 2: Geplante Baumstandorte – Im Grieß [3, Anhang S.2]
Abbildung 3: Geplante Baumstandorte – Floßweg [3, Anhang S.3]
Bewertung der geplanten Maßnahme
Effektivität in Bezug auf vorherrschende Defizite
Der Beschluss 240779 [3] sieht vor die begrünten Anlagen (hier konkret Bäume) im Bereich der Straße „Antoniterstraße“, „Im Gries“ und auf dem unteren „Floßweg“ auszubauen. Basierend auf dem Zwischenbericht „STADTBAUMKONZEPT – Straßenbäume“ [1] wird u.A. der Stadtteil Lannesdorf als defizitär eingestuft. Basierend auf Tabelle 2 wird deutlich, dass besonders die soziale Komponente Arbeitslosigkeit ebenso wie die klimatischen Lasträume ein massives Defizit für Lannesdorf darstellen (Defizitgrade zwischen 64,4% und 91,8%). Die im Beschluss 240779 geplanten Maßnahmen zielen auf die „nennenswerte Abkühlung der Umgebungstemperatur“ [3] ab, welche durch die Installation von Bäumen erreicht werden soll. Damit gehen wir davon aus, dass besonders die Defizite „Klimatische Lasträume“ und „Anteil baumloser Straßen“ bewältigt werden sollen. Ein reales Defizit liegt für den Bewertungsfaktor „Anteil baumloser Straßen“ mit einer Defizitrate von 0,08% (24,31% baumlose Straßen in Lannesdorf im Vergleich zu 24,29% im Bonner Durchschnitt) nach unserer Auffassung jedoch nicht vor. Der Einsatz von Bäumen zur Verbesserung der Klimatischen Lage steht für uns jedoch außer Frage.
Der Zwischenbericht [1] zeigt die klimatischen Lasträume örtlich aufgelöst, ein direkter Vergleich der Tag-Nacht Situation ist in Abbildung 4 aufgezeigt.
a) Tagsituation
b) Nachtsituation
Abbildung 4: Klimatische Lasträume [1, Karte 6 & 7, S.20f
Bereiche „ungünstige humanbioklimatische Situation“ (rot) akkumulieren sich sowohl am Tag als auch in der Nacht in Lannesdorf besonders in den Gebieten im Nord-Osten. Die im Beschluss 240779 [3] geplanten Maßnahmen schlagen die Setzung von Bäumen in Straßen im Osten von Lannesdorf vor, teilweise angrenzend an die Problemgebiete, teilweise in humanbioklimatisch unproblematischen Gebieten, siehe Abbildung 5.
Abbildung 5: Überlappung Klimatische Lasträume und OpenStreetMap inkl. Straßen mit geplanten Maßnahmen (grün) [1, Karte 6, S.20] (Kartenmaterial [4])
Mögliche Ursachen für die bereits humanbioklimatisch unproblematischen Gebiete in den Straßenzügen Im Grieß und Antoniterstraße (inkl. Honnefer Straße) sind die dort bereits hiesigen Grün- und Baumanlagen, vgl. Abbildung 6. Baumanlagen auf privatem und öffentlichem Grund spenden heute schon schattige Bereiche und bieten Orte zum Durchatmen. Unversiegelte Flächen lassen sich in den relevanten Straßen in praktisch jedem Garten, meist sowohl vor als auch hinter dem Haus, finden.
(6a) Bebaumung zwischen den Straßen Im Grieß und Honnefer Straße
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(6b) Parkdruck auf der Straße Im Grieß, Bäume auf Privatgrundstücken beschatten den Fußweg
Abbildungen 6a und b: Bilder aus den Straßenzügen
Bewertung des Parkdrucks und der Sozialen Komponente
Lannesdorf liegt mit einer Arbeitslosenquote von 11,5% auf dem 7. Platz im Vergleich Bonner Stadtteile [1] und steht demnach genauso wie die anderen Stadtteile mit überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit sozialklimatisch unter Druck. So wird Lannesdorf auch im Rahmen des Teilhabeindex der Diakonie und des Caritas Bonn „Bonn – soziale Probleme auf den zweiten Blick“ (Stand 2020) [5] mit einem Teilhabeindex von 48,97 bewertet, einem Rang 55 aus 62 im Bonner Vergleich.
Die geplanten Maßnahmen sehen vor knapp jeden fünften PKW-Stellplatz zu entfernen (geschätzte 136 PKW-Stellplätze existieren heute, 29 PKW-Stellplätze sollen davon entfallen). Wir erwarten sogar einen leicht höheren Wegfall von PKW-Stellpätzen aufgrund ungünster Stellplatzabmaße in den übrigbleibenden Parktaschen. Selbst mit den heute zu Verfügung stehenden PKW-Stellplätzen auf privatem Grund ist der Parkdruck hoch.
Durch die Lage der Straßenzüge in unmittelbarer Nähe zu den Bahnanlagen ist die Anbindung an benachbarte Straßen eingeschränkt. Bewohner, welche ihre Fahrzeuge nicht mehr im Floßweg, Im Grieß oder auf der Antoniterstraße abstellen können, müssen dementsprechend in die angrenzenden Straßenzüge ausweichen. Dies betrifft hier Konkret Wohngebiete (z.B. Im Wiesfeld oder Honnefer Straße) und Durchgangsstraßen (z.B. Ellesdorfer Straße oder Drachenburgstraße).
Eine lokale Verschärfung der Parkplatzsituation sehen wir daher als problematisch an, der soziale Friede steht heute schon unter einem gewissen Druck, eine lokal fokussierte Maßnahme wie aktuell angedacht erhöht diesen Druck noch weiter.
Vorgeschlagene Maßnahmen
Wir als Bürgerinitiative haben ein großes Interesse an einer Reduktion von Defiziten im Stadtteil Lannesdorf, ebenso wie in allen anderen Bonner Stadtteilen. Für unsere Heimat, Lannesdorf, schlagen wir daher folgenden Maßnahmenkatalog vor.
Dezentralisierte Bebaumung
Die Bebaumung von Lannesdorf so gestalten, dass eine Reduktion der PKW-Stellpätze möglichst wenig, und wenn notwendig ausschließlich im Bereichen geringeren Parkdrucks geschieht, nicht nur in einigen wenigen Straßenzügen ohne Parkplatzalternativen. Mit den vorgeschlagenen Änderungen (siehe Abbildung 7ff) wird die Menge der wegfallenden PKW-Stellplätze im Wohngebiet minimiert. Wir schätzen, dass folgende PKW-Stellplatzmengen nach den aufgeführten Bereichen wegfallen würden:
In Summe fielen damit anstelle von 29 lediglich 11 PKW-Stellplätze weg, 7 durch Alternativstandorte und 4 durch bereits vorgeschlagene Baumstandorte (vgl. Abb. 7ff) aus der Beschlussvorlage 240779 [3]. Davon würden ausschließlich 7 in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern entfallen, in der Antoniterstraße und im Bereich I (vgl. Abb. 7). Die Menge der Bäume würde sich dem vollen Planungsumfang bedienen und sogar Platz für bis zu insgesamt 44 Bäume bieten.
Abbildung 7: Übersicht der Maßnahme „Dezentralisierte Bebaumung“ (Kartenquelle [6])
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Abbildung 8: Bereich A (vlg. Abb. 7) liegt am Sportpark. Der große Parkplatz ist überwiegend flächenversiegelt und bestehende Bäume bieten dort nur ungenügend Schatten. Größere Bäume können hier in bestehende Flächen gesetzt werden.
Abbildung 9: Bereich B (vlg. Abb. 7) liegt am Sportpark. Dort stehen genügend Parkplätze zur Verfügung. Bäume können hier die bestehende Baumflucht ergänzen und schließen. Damit spenden sie ruhendem und fließendem Verkehr Schatten.
Abbildung 10: Bereich C (vlg. Abb. 7) liegt an der König- Fahd-Akademie, dort ist der Gehweg breit genug für Bäume. Diese würden aktuelle Poller ablösen. Ein-/Ausleitung der kaum genutzen Parkbuchten bietet Platz für Bäume
Abbildung 11: Drachenburgstraße - Ellesdorferstraße bis hin zum Floßweg. Der Fußweg im Kreuzungsbereich (außerhalb der Sichtlinie) ist breit genug, Parkbuchten können mit Bäumen einge- fasst, weggefallene Bäume an der Bushaltestelle Ellesdorferstraße können ersetzt werden.
Abbildung 12: Bereich E liegt im unteren Floßweg, Bäume können hier verkehrsberuhigend platziert werden.
Abbildung 13: Bereich F liegt zwischen den Parkbuchten der Straße Im Grieß. Bäume können hier in den Bereichen der heutigen Litfaßsäule platziert werden.
Abbildung 14: Bereich G liegt am Wendehammer der Straße Im Grieß. Eine breite Grünfläche bietet Platz für einen größeren Baum, welcher versiegelte Flächen beschattet.
Abbildung 15: Bereich H liegt neben der Bahn direkt am geteilten Geh- und Radweg zwischen Mehlem Bahnhof und Mehlem Friedhof.
Abbildung 16: Bereich I liegt am Übergang der Honnefer Straße zur Antoniterstraße. In unmittelbarer Nähe zum Spielplatz kann hier eine Lücke im Grün geschlossen werden.
Abbildung 17: Bereich J liegt am Mehlemer Friedhof. Die versiegelte Fläche nahe der Bushaltestelle kann hier aufgebrochen werden. Bäume spenden hier der Bushaltestelle Schatten.
Bebaumung der klimatischen Lasträume
Die Bebaumung soll die klimatisch problematischen Lasträume abkühlen und so das Klima in Lannesdorf verbessern. Basierend auf den Karten aus dem Zwischenbericht [1] sehen wir großes Potential in den humanbioklimatisch ungünstigen Bereichen. Dort kann unserer Auffassung nach eine signifikante Änderung der Situation z.B. durch Begrünung und Bebaumung von bisher versiegelten oder unbegrünten Flächen erreicht werden.
Schlusswort
Uns ist bewusst, dass aufgrund der unvollständigen Informationslage unsererseits (z.B. fehlende Leitungspläne und Verkehrsraumgutachten) sicherlich nicht jeder Aspekt der vorgeschlagenen Maßnahmen möglich ist. Jedoch möchten wir aufzeigen, dass die Beschlussvorlagen / Beschlüsse noch Potential bieten, die differenzierten Probleme des Stadtteils Lannesdorf (und Stadtteile mit ähnlichen Situationen) anzugehen und die verschiedenen Defizite gezielt abzubauen, ohne andere Defizite zu verschärfen. Wir sind offen für Diskussionsrunden und Gegenvorschläge, wir möchten gemeinsam auf den aktuellen Erkenntnissen (wie z.B. dem Zwischenbericht [1]) aufbauen und Lösungen finden, welche den Stadtteil verbessern und eine breite Zustimmung in der lokalen Bevölkerung erfahren. Wir möchten die Mittel und Chancen für Lannesdorf bestmöglich zum Wohl der Einwohner genutzt sehen.
Referenzen
Lizenzen
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